Christian (18 Jahre)
Mein Stottern fing an im Alter von ca. 5 Jahren. Damals habe ich noch ganz unbekümmert vor mich hin gestottert und mir war nie so richtig bewusst, wie viel Probleme ich damit später noch bekommen würde. Mit dem Umzug in eine andere Stadt verschlimmerte sich dann mein Stottern im Alter von 8 Jahren. Nun erkannten meine Eltern auch, dass man fachmännischen Rat einholen sollte und wir gingen zu einem Logopäden. Bei ihm lernte ich damals auch schon gewisse Techniken, wie ich die Wörter leichter rausbekomme. Jedoch war ich früher noch zu jung, um zu verstehen oder zu realisieren, wie wichtig das eigentlich für mich ist. Also hab ich auch diese Techniken so schnell, wie ich sie gelernt hatte auch wieder fallen gelassen.
„Soll ich mich melden? Oder lieber doch nicht???“
Mit zunehmenden Alter und dem Wechsel auf die weiterführende Schule fing es immer mehr an ein Problem zu werden. Ich überlegte mir dreimal, ob ich mich letztendlich melden oder es doch einfach bleiben lassen sollte. Dies war immer eine Entscheidung, die ich für mich im Bruchteil einer Sekunde zu treffen hatte. Und meistens war dann die Frage schon vorbei oder ich hab mich dagegen entschieden. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Nein, ich gehöre zum Glück zu der Art von Stotterern, die nicht so stark stottern. Ich habe mich schon bemüht, so oft es geht was zu sagen. Aber wie gesagt “so oft es geht“. Und es ging nicht immer. Dies hat mich schon stark belastet.
Bloß nicht ins Stottern kommen vor der Angebeteten!
Die schlimmste Zeit wurde die, als man so langsam in die Pubertät kam. Man will ja auf keinen Fall vor dem überaus hübschen und netten Mädchen, das neben einem steht, stottern- aber es ließ sich nun mal nicht vermeiden. Sofort kamen Angst- und Schamgefühle hoch, man fängt an stark zu schwitzen, schaut sich nervös um und macht andere Mitbewegungen, die vermeintlich helfen, das betreffende Wort rauszukriegen. Ich hatte mir mit der Zeit einige Symptome angeeignet, wie z. B. Füllwörter oder leichtes Kopf nicken und Vermeiden von Blickkontakt.
Das alles führt auch dazu, dass der Gesprächspartner sich verunsichert fühlt. Viele Stotterer (auch ich früher) sind verärgert oder gekränkt, wenn man sie nicht aussprechen lässt oder die Gesprächspartner komisch reagieren, wenn man ins stottern kommt. Aber man muss auch mal die andere Seite sehen. Viele Menschen haben noch nie einen Stotterer gehört oder gesehen und wenn dann plötzlich einer vor einem steht, sind sie meist verunsichert bzw. auch unwissend über diese Art von Kommunikationsstörung.
Mittlerweile war ich in einer Sprachtherapie und habe gelernt mein Stottern zu kontrollieren. Doch bevor man lernen kann, sein Stottern zu kontrollieren, muss man erst mal lernen, sein Stottern zu akzeptieren!