Marcus (15 Jahre)
Eigentlich kann ich mich so richtig nur noch an ein Erlebnis erinnern. Damals, als ich noch in der Volksschule war (in Deutschland wäre das die Grundschule), waren wir gerade dabei einen Text zu lesen.
Lesen konnte ich sehr gut, doch bei manchen Wörtern hatte ich ein Problem.
„Donnerstag“ war eines dieser Wörter, bei denen ich nicht weiterkam.
Was für ein Zufall, dass der nächste Absatz mit „Am Donnerstag...“ begann und ich dann auch noch als Nächster ausgewählt wurde, um weiter zu lesen! Als ob das nicht schon schlimm genug wäre: es klopfte noch an der Tür und die Direktorin stand da. Sie wollte mit unserer Lehrerin reden, so dass ich warten musste bis ich lesen konnte. Dadurch hatte ich noch so richtig Zeit, mich in meine Stotterphobie zu vertiefen, sodass ich, als die Lehrerin wieder hereinkam weiterzulesen versuchte, doch genau beim Wort „Donnerstag“ hängen blieb.
Aus meinem Mund kamen nur schnell aufeinander folgende "Ds", worauf die Klasse in Lachen ausbrach.
Die Lehrerin kannte mein Handicap und schrie die Klasse an, wieder ruhig zu sein. Und so konnte ich normal weiter lesen.
Solche Sachen passieren mir auch heute noch, doch habe ich gelernt diese zu verstecken, indem ich z. B. Anfangsbuchstaben von diesen Wörtern weglassen: „.onnerstag“. Dabei versuche ich, das „o“ so hart wie möglich klingen zu lassen, sodass es wie ein normales „Donnerstag“ klingt. Das gleiche habe ich auch bei manchen anderen Wörtern, z. B. „gestern“ oder „Kapillaren...“. Alle diese Wörter haben irgendwie die Eigenschaft mit harten Buchstaben zu beginnen. Was mir auch auffällt, ist, dass mein Stottern Phasen durchlebt. Es gibt Zeiten, in denen ich mich beim Sprechen richtig anstrengen muss, und dann gibt es Zeiten, in denen ich ganz flüssig rede.
Was mir auch aufgefallen ist, dass ich ganz flüssig rede, wenn ich Alkohol getrunken habe. Mir ist dann sozusagen alles egal. Ich fühle mich wohl und vergesse alle Sorgen. So geht es mir jedes Mal, wenn ich mit Leuten was trinken gehe, und jedes Mal versuche ich mich wieder in dieses Gefühl hineinzuversetzen, wenn ich am nächsten Tag aufwache, doch es ist jedes Mal verschwunden.
Natürlich ist Alkohol nicht die Lösung – ich fand die Beobachtung nur interessant.
Ich habe gute Erfahrungen mit einer Therapie gemacht und kann das nur weiterempfehlen.